1987
Ein Teil der Feministinnen aus der Berner Bewegung erhoffte sich von der 1987 erkämpften Reitschule die Realisierung des erträumten Freiraums. Mit dem autonomen Raum verknüpften sie die Erwartung, dass in selbstbestimmter Form, die sich von den sonst angetroffenen Gesellschaftsrealitäten abhebt, zusammengelebt werden konnte. Ein zentrales Anliegen der Frauen war hierbei, eine Gleichberechtigung unter den Geschlechtern und ein antisexistisches Klima innerhalb der Reitschule zu erreichen.
Die Frauendisco fand ihre Anfänge Ende 80er Anfangs 90er im Dachstock. Mit dem Wunsch, an einen Abend im Monat eine Disco zu veranstalten die nur für Frauen zugänglich war stiess die FrauenAG auf Unverständnis seitens der Reitschule. Jedoch gelang es ihnen, sich für ihre Bedürfnisse durchzusetzten und veranstalteten die erste Frauendisco im Februar 1988 im Dachstock.
1992
Gegen Ende 1992 eskalierte die Gewaltproblematik in der Reitschule. Nach einem Streit erschoss am 17. Dezember 1992 ein Bewohner des Reitschulvorplatzes eine 34-jährige Frau, die sich zuvor in der Bar des Vorplatzes aufgehalten hatte. Das Opfer war in keiner Weise in den seit Monaten schwelenden Konflikt zwischen der IKuR und den BewohnerInnen des Vorplatzes involviert gewesen. Sowohl für die FrauenAG wie für die restliche IKuR stand nach dieser verheerenden Gewalteskalation fest, dass sich die Situation in der Reitschule radikal ändern oder aber der Betrieb aufgegeben werden musste. Nach dem Vorfall traten vereinzelt Mitglieder aus der FrauenAG aus und zogen sich gänzlich aus der Reitschule zurück. Die verkleinerte Gruppe engagierte sich, bedingt durch die schwierige Situation, nun wieder ganz im Gesamtbetrieb der Reitschule.
Bereits vor der Gewalteskalation versprach die IKuR der FrauenAG im Mai 1992 einen eigenen Raum innerhalb der Reitschule. Trotz dieser positiven Perspektive knüpfte die feministische Frauengruppe ihr weiteres Verbleiben an klare Bedingungen, die eine grundsätzliche Umstrukturierung des Reitschulbetriebs mit sich brachten.
1993
An einer zweitägigen, gemischtgeschlechtlichen Krisensitzung, an der die FrauenAG massgeblich beteiligt war, fielen Anfang 1993 wichtige Entscheidungen zur Zukunft der Reitschule. Besonders bedeutsam für die FrauenAG wurde die schon einige Monate zuvor durchgeführte Raumverteilung. Die FrauenAG erhielt einen eigenen Veranstaltungsraum. Der heutige Frauenraum! Im Gegensatz zu den heftigen Auseinandersetzungen rund um die Frauendisco verlief die Diskussion über einen eigenen Raum für Frauen ruhig. Der Widerstand hierzu war marginal, viel zu notwendig erschien nach den vorgefallenen Ereignissen die Schaffung des so genannten Frauenraums.
Der Raum stand zu dieser Zeit leer, war nicht isoliert, das Dach kaputt, die Wände zum Teil herausgerissen und niemand hatte Interesse daran, diese „Baustelle“ zu übernehmen. Die FrauenAG renovierte und baute in dieser Zeit den Raum um und investierte unzählige Stunden für den ersten Teilumbau.
2000
Mit Beginn der dreijährigen Sanierung der Reitschule im Sommer 2000 kündigt sich eine längst nötige Umstrukturierung an. Der Frauenraum wurde weiter ausgebaut, das Dach neu gemacht, die Bar eingebaut und weitere Installationen getätigt.
Mit einem neuen Betriebskonzept und einer grossen Werbeparty finden sich interessierte Frauen um den Betrieb und die Veranstaltungen im Frauenraum mitzutragen.
2013
Der Frauenraum erhält den FemPrix (Preis des Vereins Feministische Wissenschaft FemWiss) für seine Verdienste als Ort für Frauennetzwerke.
2020
Der Frauenraum verabschiedet ein neues Positionspapier und bekennt sich zu mehr Inklusion und stetigem Lernprozess diesbezüglich.
2021
Namenswechsel zu Queerfeministischer Raum (QfR)